Gastbeitrag von Dorothee Miyoshi, Geschäftsleitung www.lch.ch
Die Vernehmlassung eines neuen Gesetzes sorgte im letzten Monat für Schlagzeilen. Im Kanton Baselland sollen auch Kinder von Schweizer Eltern zur sprachlichen Frühförderung verpflichtet werden können. Dies würde insofern ein Novum darstellen, als sich dieses Angebot – falls kantonal vorhanden – bisher primär an Kinder aus fremdsprachigen Familien richtete.
Offensichtlich hat die Zahl der Kinder, die mit ungenügenden Deutschkenntnissen eingeschult wurden, in den letzten Jahren stark zugenommen. Darunter fallen zunehmend auch Kinder, welche deutsch-muttersprachig aufwachsen.
Diese Beobachtung kann ich aus meinem Berufsalltag bestätigen. Dabei gilt es auch zu bedenken, dass immer mehr Kinder nicht nur zwei-, sondern sogar drei- oder noch mehrsprachig aufwachsen.
Grundsätzlich kann man feststellen, dass sich Kinder heutzutage weniger draussen frei bewegen und spielen. Diese Bewegungserfahrungen sind jedoch unter anderem auch entscheidend für eine gesunde neurologische Sprachentwicklung. Dafür aber verbringen unsere Kleinen mehr Zeit mit Tablets und anderen zweidimensionalen digitalen Medien. Dadurch verringert sich die tatsächliche Sprechzeit der Jüngsten, und die nötigen Bewegungserfahrungen können nicht stattfinden. Babys und kleine Kinder brauchen jedoch für die Sprachentwicklung Bezugspersonen, mit denen sie sprechen und denen sie etwas erzählen können. Die Sprache nur zu hören reicht nicht.
Der LCH begrüsst deswegen den Vorstoss des Kantons Baselland. Die frühe Sprachförderung ist ein zentraler Aspekt einer ganzheitlichen frühen Förderung, welche für alle Kinder wichtig ist. Dies umso mehr, als die sprachlichen Fähigkeiten massgeblich über den Schulerfolg entscheiden.
Kantonale sprachliche Frühförderungsprogramme, welche für die Eltern kostenlos sind, gewinnen also aktuell an grosser Wichtigkeit. Dazu gehört auch, dass die Eltern so passend und oft wie möglich über eine adäquate Förderung der Sprachentwicklung informiert werden und wenn nötig eine Beratung erhalten, was konkret sie dazu beitragen können. Denn auch die Eltern sollen ihre Verantwortung wahrnehmen.
Die vorschulischen Bildungserfahrungen sind entscheidend für die weitere Laufbahnentwicklung und eine Annäherung der Chancengerechtigkeit. Die Schweiz tut gut daran, alles für eine gesunde Sprachentwicklung ihrer kleinen Bürger zu unternehmen und ein kollektives Bewusstsein dafür zu schaffen.
Der DLV ist Mitglied im LCH (Lehrerinnen und Lehrer Schweiz) und mit Kathrin Schrott (zbl) in der Kommission Sonderpädagogik (Leitung Dorothee Miyoshi) vertreten.
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